Kind auf Klettergerüst von hinten

Angsthase, Muttersöhnchen, Feigling

9. November 2021 von

Wir sind gerade angekommen und sitzen am Esstisch.

Mein Sohn sieht die Person gegenüber nur sehr selten und möchte lieber auf meinem Schoß sitzen, als neben mir auf dem Stuhl.

“Du bist aber ein ganz schönes Muttersöhnchen, ne?” 

Tönt es von der einen Seite. Er kuschelt sich noch näher an Mama.

Später auf dem Spielplatz.

Er klettert ganz stolz an der Leiter zur Rutsche hoch. Oben angekommen sieht alles ganz anders aus. Sie ist wirklich hoch.

“Angsthase, Angsthase” ruft eine Stimme zu ihm rauf.

Er hat wirklich ein wenig Angst. 

Trotzdem entschließt er sich nach einer Weile es zu probieren und hängt schließlich mit den Füßen zuerst auf dem Bauch liegend auf der Rutsche.

“Na traust du dich doch nicht, bist wohl ein kleiner Feigling?” kommentiert die Person belustigt im Vorbeigehen.

Er kennt das Wort Feigling noch nicht mal.

Wieso machen sich manche Erwachsene scheinbar einen Spaß daraus Kinder als “Heulsusen”, “Dickköpfe”, “Faulpelze” oder ähnliches zu bezeichnen? 

Oder meinen sie das vielleicht wirklich ernst und ärgern sich?

Klar, sie haben das in ihrer Kindheit oft selbst erfahren und sind sich meistens nicht darüber bewusst, was sie damit anrichten können.

Umso wichtiger ist es für mich, da als Eltern klar Stellung zu beziehen.

Kinder dürfen ihre Gefühle zeigen und ernst nehmen und ihre Bedürfnisse spüren, ohne, dass sie dafür ausgelacht, bedrängt unter Druck gesetzt oder ausgeschimpft werden.

Wie kann es ok sein, dass Kinder von ihren Vorbildern so bezeichnet werden? Wenn Kinder selbst zu solchen Bezeichnungen greifen reagieren dann alle entsetzt und fragen sich, was schief gelaufen ist. 

Was läuft denn da schief?