Spiegelbild von Sindy im Badspiegel. Fragender Blick.

Selbstverurteilung und sozialer Druck

9. November 2021 von

Es ist 19 Uhr. Ich stehe im Badezimmer und werde immer lauter. 

Was fällt diesen Kindern eigentlich ein? Es ist jetzt Zeit zum Fertigmachen. ICH habe das jetzt beschlossen. Punkt. 

Und keiner macht mit.

“Wenn ich euch schon helfe, könnt ihr doch wenigstens einmal still halten und ein bisschen mitmachen. Geht’s eigentlich noch?”

Ich bin gestresst, ganz klar. Der Abend ist anstrengend, weil ich mich nicht unter Kontrolle habe. Es liegt an mir. Ich kann nicht mehr. Es war auch für mich ein anstrengender Tag. Ich falle in alte Verhaltensmuster zurück…

Ich verlasse das Badezimmer ohne Erklärung und fühle mich schrecklich. Von drinnen höre ich lautes Weinen. So möchte ich nicht mit meinen Kindern umgehen. 

“Geht’s eigentlich noch?

Ich weiß doch im Grunde, wie es richtig funktioniert. Und immer wieder scheitere ich. Ich hab mich einfach nicht im Griff….”

Nachdem ich mich beruhigt habe, gehe ich zurück, erkläre was los war und sage, dass es mir Leid tut und ich mich darum kümmere, dass das nicht nochmal vorkommt. 

Nie wieder!

Später stöbere ich durch Insta, und sehe was ich alles noch besser machen kann.

“Mist, das hab ich ja bisher völlig anders gemacht. Muss ich unbedingt umsetzen.”

Ich will ja das Allerbeste für meine Kinder. Nicht, dass sie noch als Erwachsene irgendwelchen Ballast durch meine Erziehungsfehler mit sich herum schleppen. 

Die nächste stressige Situation kommt. Wieder falle ich in alte Verhaltensmuster zurück. Und wieder verurteile ich mich selbst. Ich zweifle an mir und setze mich immer aufs Neue unter Druck. Ich schaue mir Beiträge im Social Media an und glaube, dass ich es niemals schaffen werde die Mutter zu sein, die ich sein möchte.

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Heute sehe ich es so:

Ich finde es gut, dass wir ein schlechtes Gewissen haben, wenn wir uns unseren Kindern gegenüber ungerecht oder aggressiv verhalten. Es weist uns darauf hin, woran wir arbeiten dürfen und zeigt mir, dass ich auf dem richtigen Weg bin.

Nur so kommen wir ins Reflektieren und können uns weiterentwickeln.

Wenn wir allerdings in Selbstzweifeln und Selbstverurteilung versinken, dann stimmt etwas mit unserem Anspruch nicht. Wir müssen nicht perfekt sein und wir können es auch nicht. Niemand ist das. Auch hinter scheinbar perfekten Profilen stecken echte Menschen mit einem echten Leben. Und es gibt auch nicht nur die eine Art es richtig zu machen.

Wir können uns gar nicht von heute auf morgen von unseren eigenen Erziehungsmustern befreien. Es funktioniert nur Step by Step. Es ist ein Prozess.

Die nächsten Generationen werden es, dank unserer Arbeit jetzt, leichter haben. 

Wir müssen nicht immer funktionieren Wir dürfen wachsen, unsere eigenen Wege finden und uns dabei gut um uns kümmern!