Gewaltfreie Kommunikation in der Familie – Folge 07
16. November 2020 von Sindy
Die Gewaltfreie Kommunikation in der Familie wurde von Marshall B. Rosenberg entwickelt. Er verfolgte das Ziel einen respektvollen, emphatischen und klaren Umgang in unserer Welt zu etablieren, der von Wertschätzung geprägt ist.
Wenn wir uns mit dem Thema bedürfnisorientierte Elternschaft beschäftigen, kommen wir unweigerlich auch zu der Frage:
Wie können wir gewaltfrei mit unseren Kindern umgehen und aus alten Verhaltensmustern ausbrechen?
In dieser Folge „Gewaltfreie Kommunikation in der Familie“ fassen wir euch die Grundannahmen und Komponenten zusammen. Wir lassen euch teilhaben wie auch wir uns frei von Bewertungen und Manipulation machen wollen.
In unserem Blog findet ihr außerdem einen Artikel zum Thema, der die Komponenten und Grundannahmen zusammenfasst.
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In dieser Folge empfohlen:
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Gewaltfreie Kommunikation
19. Oktober 2020 von Sindy
Im vorigen Jahr habe ich im Blog von “Das gewünschteste Wunschkind aller Zeiten” gestöbert und einen Artikel über “Gewaltfreie Kommunikation” gefunden.
Ich fand das Thema interessant und ich fragte mich gleichzeitig, was das eigentlich bedeuten soll. Gewaltfreie Kommunikation. Kein Schreien, keine Drohungen, … in diese Richtung, konnte ich mir das Thema gut vorstellen. Dass da noch viel mehr dahinter steckt, habe ich erst beim Lesen gemerkt und noch viel später wirklich verstanden.
Einige Monate danach bin ich auf den Podcast von Kathy Weber “Familie Verstehen. Das ABC der Gewaltfreien Kommunikation.” aufmerksam geworden. Ich liebe diesen Podcast sehr und kann ihn wirklich weiterempfehlen! Sie gibt dort praktische Impulse, auch anhand von Erfahrungen mit ihren eigenen Kindern.
In den meisten Büchern über bedürfnisorientierte Erziehung halten sich die Autoren meist zurück, Tipps im Umgang mit den Kindern zu geben. Die Gewaltfreie Kommunikation gibt den Eltern eine konkrete Technik an die Hand, mit der sich Konflikte ergründen und angehen lassen.
Das Konzept hat das Miteinander in unserer Familie wirklich geprägt und mir die Augen geöffnet auch an mir selbst zu arbeiten. Deshalb möchte ich euch gern meine grundlegenden Erkenntnisse in diesem Beitrag stichpunktartig zusammenfassen.
Die Gewaltfreie Kommunikation setzt folgende Grundannahmen voraus:
- Jedes Kind (jeder Mensch) ist daran interessiert, zum Wohle der Gemeinschaft/der Familie beizutragen und zu kooperieren, solange es freiwillig ist.
- Die Ursache der eigenen Gefühle sind erfüllten oder unerfüllte Bedürfnisse.
- Jeder Mensch hat die gleichen Grundbedürfnisse.
- Jeder Mensch tut zu jedem Zeitpunkt das Beste, was ihm in dem Moment möglich ist. Auch, wenn die Strategie zur Bedürfnisbefriedigung nicht immer hilfreich ist. D.h. Was auch immer ein Kind (oder Erwachsener) sagt oder tut – damit möchte es ein bestimmtes Bedürfnis befriedigen.
- Gefühle können zwar durch andere ausgelöst werden gleichzeitig ist für die Erfüllung der eigenen Bedürfnisse jeder selber verantwortlich. (Kinder brauchen dafür oft unsere Hilfe.)
- Jeder Mensch hat in jedem Moment seine ganz eigene Wahrnehmung.
- Jeder kann zu jeder Zeit seine Meinung ändern.
- Empathie schafft Verbindung, Bewertung/Urteilen führt zu Trennung.
Die Technik der GfK: 4-Schritte
1. Beobachtung statt Bewertung.
2. Welche Gefühle löst das aus?
3. Bedürfnisse hinter dem Gefühl identifizieren.
4. Bitte (eine Bitte ist keine Forderung) oder Danke (echte Wertschätzung).
Einfühlung in das Kind bei Konflikten
- zuerst Selbsteinfühlung: Identifiziere deine Bedürfnisse: Was brauchst du?
- die 4 Schritte: Beobachtung, Gefühl, Bedürfnisse, Bitte
- Urteile in deinem Kopf weisen dich auf deine eigenen Bedürfnisse hin
- Warum möchtest du etwas? Was ist dir wichtig? Gesundheit, Harmonie, Ruhe… ?
- Wir können nur wirklich empathisch sein, wenn wir mit uns verbunden sind
- dann die 4 Schritte aus der Sicht des Kindes wiedergeben
- nach Empathie und Beruhigung folgt Bitte
- Kind muss satt an Empathie sein, sonst kooperiert es nicht, bei “Nein” nochmal Einfühlung
- bei Nein, Fragen was das Kind gehört/was es verstanden hat, denn eine Bitte ist keine Forderung (Freiwilligkeit)
- Kind soll verstehen, worum es einem wirklich geht (Bedürfnis)
- “Was“ gemacht wird entscheiden die Eltern, weil wir die Verantwortung haben, Kinder können mitentscheiden “Wie”
- nach Identifizierung des Bedürfnisses des Kindes können Eltern fragen, ob es Vorschläge hat oder Strategie empfohlen werden darf
- Klarheit, was als nächstes gemacht wird wichtig
- Evtl. Kompromiss, der beide Bedürfnisse erfüllt
- wenn es mal wirklich nicht anders geht (kritisches Zeitproblem), Kind empathisch begleiten (Gefühle)
- mit Kind außerhalb der Situation nochmal drüber sprechen ab 4 Jahre etwa, abchecken, ob Kind bereit ist darüber zu sprechen, fragen was beim nächsten Mal helfen könnte
- im Alltag jederzeit Bedürfnisse zu erfüllen versuchen, sofern möglich
- bei Kind unter 3 Jahren zuerst non-verbal probieren (auf den Schoß nehmen, Botschaft was gemacht wird) Haltung ist wichtig
- kümmere dich um dich und warte bis das Kind bereit ist
- hab Geduld und Vertrauen, dass ihr einen Weg findet
Handeln statt Reden
- zu viele Worte stören die Bindung zu deinem Kind
- Je kleiner das Kind, desto weniger Worte sind nötig
- 3 Entwicklungsstufen: alle 7 jahre
→ bis 7 Jahre: lernen durch fühlen, spüren (Sinne), Vorbilder, Körperliche Erfahrungen wichtig
→ 7-14 Jahre: Motivation zum Handeln im Vordergrund → Freude und Freiwilligkeit aufrecht erhalten
→ ab 14 Jahren: verstehen, diskutieren wichtig, bis beide Seiten verstanden wurden
- Kinder bis 7 Jahre nicht überfordern, indem mit ihnen wie mit Erwachsenen gesprochen wird → erzeugt Unsicherheit → Sicherheit ist wichtig
- selbst handeln und Vorbild sein: Kinder machen es irgendwann nach (Aufräumen), man kann auch sagen, was man macht und welches Bedürfnis dabei erfüllt wird
- Bitten 1 mal sagen, dann ins Handeln kommen: Kind berühren, Empathieschleife, warten bis das Kind bereit ist und das auch kommunizieren (Kind bekommt Zeit etwas zu beenden, z.B. “Ich komme in 2 Minuten wieder”
- du übernimmst Verantwortung über Zeitplan, helfen Spiel zu beenden
- Geduld haben ist wichtig und Vertrauen
- Kind aus der Situation nehmen, wenn es nicht anders geht: hingehen und berühren, noch einmal wiederholen, Kind vom Ort entfernen, wichtig ist das Begleiten bei Wutausbruch
- je mehr du redest desto mehr widersetzt sich dein Kind, desto mehr redest du wieder → Teufelskreis
- auf Entscheidungsfragen verzichten (“Möchtest du das oder das?”) → kann überfordern
- Fragen “Bist du bereit?”: Wenn Kind “nein” sagt, Empathie
- bei Jugendlichen eher diskutieren
Konfliktlösung unter Kindern
1. Beschreibe die Situation ohne zu bewerten.
2. Was fühlst du in dieser Situation?
3. Welches Bedürfnis ist in dieser Situation erfüllt oder unerfüllt?
4. Wie kannst du dir dieses Bedürfnis erfüllen?
5. Du fühlst dich in eines der Kinder ein. Gefühl/Bedürfnis
6. Du fühlst dich in das andere Kind ein.
- Konflikte sind Möglichkeiten zu wachsen
- mindestens einer der Beiden ist unzufrieden und versucht sich ein Bedürfnis zu befriedigen
- Streit unter Kindern löst in uns Erwachsenen meist Ärger aus, weil uns Werte: Gerechtigkeit, Kooperation, Freundlichkeit und Teilen wichtig sind
- wenn keine Gefahrensituation, erstmal beobachten, mit dir selbst verbinden
- Frage oder Bitte um die eigenen Bedürfnisse zu erfüllen: “Kann ich euch helfen?” / “Bitte seid etwas ruhiger.”
- Selbstempathie kommt immer zuerst!
- Wir können die Gefühle der Kinder nicht kennen, sondern nur erahnen oder erfragen
- Beobachtung, Frage ob man helfen kann, bei beiden Gefühle erfragen und Empathie geben, fragen, ob sie eine Idee haben, Vorschlag machen oder Bitte formulieren
- danach fragen, ob man es beim nächsten Mal anders machen kann, muss nicht in der Situation sein
- auch bei der Konfliktlösung Vorbild sein
Die GfK verzichtet auf Belohnung und Bestrafung
- intrinsische Motivation ist wichtig, etwas für sich machen und Freude dabei haben
- Kinder brauchen eine klare Führung, aber müssen nicht funktionieren
- Belohnung und Bestrafung werden dort eingesetzt wo Vertrauen fehlt
- Strafen führen zu: Schmerz, Scham, Schuld
- Folge: Aussagen des Kindes wie “Du bist nicht mehr mein Freund”
- Belohnungen erzeugen Erwartungen und Druck
- eigene Grenzen und Werte bewahren und dafür eintreten
- eigene Werte in der Familie kennenlernen ist wichtig (zusammen definieren und priorisieren)
- sei Vorbild für deine Kinder, Werte vorleben
- Kind soll eigene Werte entwickeln → hab Vertrauen
Schützende Gewalt
- Situationen in denen unmittelbare Gefahr droht / Notsituationen
- Körperliches Eingreifen
- “Stop, stehen bleiben”
- nach Gefahrensituation Einfühlung
- Wie hat sich Kind gefühlt, wie hast du dich gefühlt, ggf. bedauern
- Körperkontakt va. bei U3 Kindern wichtig, bei größeren über Gefühle sprechen, seine und deine, Zeit lassen, Verantwortung erklären und Bedauern ausdrücken
- wenn kein Körperkontakt zugelassen wird in der Nähe warten, bis es bereit ist
Gerechtigkeit in der Familie
- Gleichheit ist nicht gleich Gerechtigkeit
- Hierarchie in der Familie um Vorgehen absehbar zu machen verringert Geschwisterstreits
- Entscheidungen gemeinsam treffen und bei Änderungen der Umstände erneut diskutieren
Diese Worte sind in der GfK überflüssig
- Bedürfnisse sind gleichberechtigt: “Aber” bringt oft zum Ausdruck, dass ein Bedürfnis wichtiger ist als ein anderes → “Gleichzeitig” drückt Akzeptanz aus
- “Bedauern” statt “Entschuldigen”
- “Nicht”
- “man”
- “nein”
- “gleich”
- “wollen” statt “müssen”
Dieser Artikel soll nur eine Zusammenfassung darstellen. Wenn dich das Thema Gewaltfreie Kommunikation interessiert, hör doch im oben erwähnten Podcast rein.
Oder ihr gönnt euch gleich den Klassiker von Marshall B. Rosenberg als Buch Gewaltfreie Kommunikation: eine Sprache des Lebens*
Es lohnt sich!
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